Die Europäische Zentralbank (EZB) bildet mit den nationalen Zentralbanken der EU-Staaten das Europäische System der Zentralbanken. Das Kreditinstitut existiert seit 1998. Was genau macht jedoch die EZB? Und wie ist das Kreditinstitut organisiert? Banktip erklärt einige Aufgaben der Bank.

Die EZB trifft geldpolitische Entscheidungen. Sie arbeitet dazu mit den nationalen Zentralbanken zusammen. An der obersten Spitze agiert das Direktorium. Es besteht aus sechs Personen aus sechs Ländern und kümmert sich um die laufenden Geschäfte des Kreditinstitutes. Um geldpolitische Angelegenheiten kümmert sich der EZB-Rat. Diesem gehören das Direktorium, der Präsident der EZB und die nationalen Banken der Euro- Zone an. Zudem verfügt die EZB über einen erweiterten Rat. Letzterem gehören alle Zentralbanken der EU-Mitgliedsstaaten an. Der Rat tagt in der Regel einmal im Quartal.
Aufgaben der EZB
Die EZB ist vornehmlich für die Preisstabilität im Bereich des Euro- Währungsraums zuständig. Zudem fördert sie die allgemeine Wirtschaftspolitik der EU. Diese Aufgabe kann die EZB jedoch nur ausüben, wenn sie dadurch nicht in den Konflikt mit der Wahrung der Preisstabilität gerät.
Um die Preisstabilität zu wahren, muss die EZB diverse Zwischenziele erreichen. Diese liegen in den Bereichen Bankenliquidität und Zinsniveau. Durch das Erreichen dieser Ziele wird die umlaufende Geldmenge beeinflusst. Die Geldmenge hat wiederum Einfluss auf den Geldwert. Dadurch soll Inflation (Hier werden die Wirtschaftsprodukte teurer und der Geldverkehr nimmt zu) und Deflation (Hier verliert das umlaufende Geld an Wert und das Wirtschaftswachstum nimmt ab) vermieden werden.
Um die Ziele zu erreichen, verfügt die EZB über vier Instrumente:
1. Einlagefazilität
2. Refinanzierungsfazilität
3. Offenmarktgeschäfte
4. Mindestreserve
1. Einlagefazilität
Bei der Einlagefazilität können Banken im Euroraum nicht benötigtes Geld kurzfristig "über Nacht" bei der EZB anlegen, längstens jedoch einen Geschäftstag. Das Geld wird also als Tagesgeld bei der EZB angelegt. Der Zins ist relativ niedrig. Dieser liegt an der Untergrenze für Tagesgeldzinsen und bildet damit den untersten Richtwert im Verkehr zwischen den Geschäftsbanken.
2. Refinanzierungsfazilität
Gegensätzlich zur Einlagefazilität können Kreditinstitute sich über die Refinanzierungsfazilität "über Nacht" bei Liquiditätsengpässen Pfandkredite bei der EZB besorgen. Diese gelten bis spätestens zum nächsten Geschäftstag. Hier werden Pfandkredite verpfändet. Der hier berechnete Zinssatz stellt die Obergrenze für Tagesgeldzinsen dar. Dieser ist der oberste Richtwert im Verkehr der Banken untereinander.
3. Offenmarktgeschäfte
Mit den Offenmarktgeschäften steuert die EZB den Zins und die Liquidität auf den Geldmärkten. Die EZB kann von den Geschäftsbanken Wertpapiere kaufen. Diese erhalten dafür Geld von der EZB. Das Einkommen können die Banken nutzen, um zum Beispiel Kredite zu vergeben oder die Eigenkapitalbilanz zu stärken. Im umgekehrten Fall kann dem Markt damit auch Liquidität entzogen werden, wenn die EZB den Kreditinstituten Wertpapiere überlässt und diese dafür zahlen.
Es gibt verschiedene Offenmarktgeschäfte. Das Wichtigste ist das Hauptrefinanzierungsgeschäft. Bei diesem stellt die EZB den nationalen Banken Geld für eine Woche zur Verfügung. Dazu müssen die Geschäftsbanken der EZB als Sicherheit Wertpapiere hinterlegen.
Das Refinanzierungsgeschäft ist längerfristig. Hier können Kreditinstitute Kredite bei der EZB aufnehmen. Diese haben eine Laufzeit von drei Monaten. Die Einlagefazilität und die Refinanzierungsfazilität gehören ebenfalls zu den Offenmarktgeschäften. Mit diesen kann den Banken für einen kurzen Zeitraum Liquidität zugeführt oder abgezogen werden.
Der Leitzins: Der Leitzins wird durch die EZB festgelegt. Zu diesem schließt sie Geldgeschäfte mit ihr angeschlossenen Kreditinstituten ab. Der Leitzins steuert die Geldpolitik. Er beeinflusst als Zinssatz die Geldaufnahme und die Geldanlage der Geschäftsbanken bei der EZB. Dadurch erhält der Leitzins eine Signalwirkung. Eine Erhöhung der Leitzinsen verteuert die Geldbeschaffung der Banken bei der EZB. Diese Verteuerung wirkt sich auch auf die Bankkunden aus. Die von der Bank angebotenen Kredite werden höher verzinst an die Verbraucher ausgegeben. Eine Senkung des Leitzinses erleichtert den nationalen Banken die Kreditaufnahme bei der EZB. Die "Darlehen" sind niedriger verzinst. Dadurch geben die Kreditinstitute auch günstiger Kredite an ihre Kunden aus. Allerdings können auch die Zinssätze für Tagesgelder mit dem Leitzins fallen.
4. Mindestreserve
Die Mindestreserve ist eine Bankeinlange. Diese hinterlegen die Geschäftsbanken bei der EZB. Die Höhe dieser Einlage legt die EZB fest. Der festgelegte Einlagesatz wirkt unmittelbar auf die Liquidität der Banken. Eine Erhöhung der Sätze entzieht den Kreditinstituten Liquidität, eine Senkung erhöht diese. Die Mindestreserve bildet dadurch ein geldpolitisches Instrument der EZB.
Die EZB ist befugt Geldnoten auszugeben, macht es aber in der Praxis nicht. Dazu fehlen eine Hauptkasse und technische Anlagen wie Tresore. Die Ausgabe von Bargeld ist Aufgabe der nationalen Zentralbanken. Sie nutzen dazu die Bankensysteme. Die Zentralbanken der einzelnen Länder entscheiden, wo die Geldscheine gedruckt werden. Obwohl die EZB keine Banknoten ausgibt, ist sie für die Harmonisierung der Bargelddienstleistungen im Eurogebiet bevollmächtigt.
Zusammenfassend lässt sich zu den Aufgaben der EZB sagen:
- Die EZB verwaltet die Währungsreserven.
- Die EZB ist für die Harmonisierung der Bargelddienstleistungen im Eurogebiet verantwortlich
- Sie legt den Leitzins fest. An diesem orientieren sich Finanzinstitute bei Kredit- und Geldanlagegeschäften.
- Die EZB beaufsichtigt die Finanzmärkte.
- Die EZB führt Devisengeschäfte durch und beobachtet die Preisentwicklung.